Übersetzung der UML-Originalbegriffe ins Deutsche
Seit der Veröffentlichung der Beschreibung der Unified Modeling Language (UML) wird auch im deutschsprachigen Raum mehr und mehr über diese Notation für objektorientierte Entwicklung geschrieben. Immer mehr Bücher sind am Markt oder erscheinen demnächst und viele Artikel beschäftigten sich mit diesem Notationsstandard (siehe Literaturverzeichnis). Notationsübersicht
Auch zahlreiche CASE-Werkzeuge zur Unterstützung der neuen Notation finden ihren Weg zu den Anwender:innen, Seminare zur UML werden angeboten und das Beratungsgeschäft nimmt täglich zu. Jeder der deutschsprachigen Autoren, CASE-Hersteller, Lehrenden, Referent:innen und Berater:innen steht jedoch vor dem Problem, wie er mit den englischen Originalbegiffen umgehen soll – und jeder pflegt hier bisher einen etwas anderen Stil.
Dadurch wird allerdings ein Teil des geplanten Effekts der UML – eine Standardnotation und Standardbegriffe zur Modellierung verwenden zu können – teilweise wieder zunichte gemacht. Potentielle Anwender der Notation werden verunsichert, wenn für das gleiche Konzept im Seminar ein anderer Begriff verwendet wird als im Lehrbuch steht, und wenn das eingesetzte Werkzeug wiederum einen anderen Begriff verwendet.
Deshalb haben sich einige Autoren auf Initiative von Bernd Oestereich, Nicolai Josuttis und Peter Hruschka zusammengeschlossen und die nachfolgende Tabelle mit Empfehlungen für die Verwendung von deutschen Begriffen rund um die UML erarbeitet. Durch eine frühzeitige, möglichst breite Veröffentlichung dieser Begriffe soll allen oben genannten Gruppen, wie auch den UML-Anwendern geholfen werden, eine möglichst einheitliche Sprechweise zu erreichen.
Die beteiligten Autor:innen haben sich verpflichtet, spätestens bei der Überarbeitung ihrer Werke diese Begriffe zu verwenden. Wir appellieren an alle, die über UML sprechen oder schreiben, diese Begriffe ebenfalls zu verwenden. Die Tabelle wurde bis 2004 von Bernd Oestereich und von Mario Jeckle gepflegt. Für Anregungen sind wir jederzeit dankbar. Wir würden uns freuen, wenn diese deutschen Begriffe von möglichst vielen Personen aufgegriffen werden.
Die hiesige OO-Gemeinde kann von dieser gemeinsamen Sprachregelung profitieren. Damit könnte die Idee, in der Datenverarbeitung zu mehr und mehr Standards zu kommen, auch im Bereich der Notation für Entwicklungsmethoden vorangetrieben werden.
Verlage und Zeitschriften, die die Verwendung der hier festgelegten Begriffe unterstützen
Nicolai Josuttis
Bernd Oestereich
Peter Hruschka
Markus Reinhold
Arnulf Mester
Bernd Kahlbrandt
Rainer Burkhardt
Horst Neumann
Gerhard Versteegen
Gerti Kappel
Martin Hitz
Henriette Baumann
Patrick Grässle
Christiane Gernert
Addison-Wesley, Deutschland
Carl Hanser Verlag, Deutschland
OBJEKTspektrum
Guido Dischinger
Mario Jeckle
Martin Buchholtz
Weitere Buch- und Seminarautoren, Verlage und Zeitschriften, die sich zu diesem Standard verpflichten, werden gerne in die Liste aufgenommen.
UML-Übersetzungstabelle
englisch | deutsch |
(association) role | (Assoziations-)Rolle |
action | Aktion |
action state | Aktionszustand |
activity | Aktivität |
activity diagram | Aktivitätsdiagramm |
activity edge | Kante |
activity final node | Endknoten |
activity node | Aktivitätsknoten oder Schritt |
activity partition | Partition |
actor | Akteur |
aggregation | Aggregation, Teile/Ganzes-Beziehung |
artifact | (das) Artefakt (oft auch gut als Ergebnis oder Produkt zu übersetzen) |
assembly connector | Schnittstellenverbund (VORSCHLAG) |
assembly connector | Kompositionskonnektor |
association | Assoziation (ungerichtet) |
association class | Assoziationsklasse |
attribute | Attribut |
behavior | Verhalten |
behavior diagram | Verhaltensdiagramm |
behaviored classifier | Verhaltensspezifischer Classifier |
bidirectional association | bidirektionale Assoziation, beidseitig gerichtete Assoziation |
bound element | gebundenes Element |
cardinality | Kardinalität |
class | Klasse |
class diagram | Klassendiagramm |
collaboration diagram | Kollaborationsdiagramm |
combined fragment | Interaktionsausdruck |
communication diagram | Kommunikationsdiagramm |
communication path | Kommunikationspfad |
compartment | Bereich, Abschnitt |
component | Komponente |
component diagram | Komponentendiagramm |
composite structure diagram | Kompositionsstrukturdiagramm |
composition | Komposition |
concurrent | nebenläufig |
constraint | Einschränkung |
control edge | Ablaufkante |
CRC-Card | CRC-Karte, Klassenkarte |
decision | Entscheidung |
dependency | Abhängigkeit |
deployment diagram | Verteilungsdiagramm |
design model | Entwurfsmodell |
Device | Gerät |
discriminator | Diskriminator, Unterscheidungsmerkmal |
domain model | Problembereichsmodell |
encapsulated classifier | Gekapselter Classifier |
end point | Endpunkt |
entry action | Eintrittsaktion |
event | Ereignis |
execution environment | Ausführungsumgebung |
execution occurrence | Ausführungsfocus |
exit action | Austrittsaktion |
feature | Merkmal |
final state | Endzustand |
flow final node | Ablaufende |
focus of control | Steuerungsfokus |
generalization | Generalisierung |
guard | Bedingung |
implementation dependency | Implementierungsbeziehung |
information item | Informationseinheit |
initial node | Startknoten |
initial state | Anfangszustand |
instance | Exemplar, Instanz, Ausprägung (selten) |
instance diagram | Ausprägungsdiagramm |
instantiated class | instantiierte Klasse |
interaction | Interaktion |
interaction diagram | Interaktionsdiagramm |
interaction overview diagram | Interaktionsübersicht |
interface | Schnittstelle |
interruptible activity region | Unterbrechbarer Aktivitätsbereich |
lifeline | Lebenslinie |
link | Objektbeziehung |
marker | Markierung |
message | Nachricht, Botschaft |
method | Methode |
modifier | Modifizierer |
multiplicity | Multiplizität |
navigability | Navigierbarkeit |
node | Knoten |
node diagram | Knotendiagramm |
note | Notiz, Anmerkung |
object | Objekt |
object diagram | Objektdiagramm |
object edge | Objektkante |
object node | Objektknoten |
operation | Operation |
package | Paket |
package diagram | Paketdiagramm |
packet diagram | Paketdiagramm |
parameterized class | parametrisierte Klasse |
pattern | Muster |
port | Port |
predecessor | Vorgänger, Voraussetzung |
problem domain | Problembereich |
property | Eigenschaft |
property string | Eigenschaftswert |
protocol state machine | Protokoll-Zustandsautomat |
qualified association | qualifizierte Assoziation |
qualifier | Qualifizierung |
realization dependency | Realisierungsbeziehung |
refinement | Verfeinerung |
relationship | Beziehung |
restriction | Restriktion |
scenario | Szenario |
sequence diagram | Sequenzdiagramm |
state | Zustand |
statechart diagram | Zustandsdiagramm |
state machine | Zustandsautomat |
stereotype | (das) Stereotyp |
structured classifier | Strukturierter Classifier |
structure diagram | Strukturdiagramm |
subclass | Unterklasse |
substate | Teilzustand |
superclass | Oberklasse |
swimlane | Verantwortlichkeitsbereich, Schwimmbahn |
synchronization bar | Synchronisationsbalken |
tagged value | Eigenschaftswert |
template class | Template-Klasse, parametrisierbare Klasse |
timing diagram | Zeitverlaufsdiagramm |
timing diagram | Zeitdiagramm |
token | Token |
transition | Transition, Übergang |
type | Typ |
UML | (die) UML |
unidirectional association | (einseitig) gerichtete Assoziation |
Unified Modeling Language | Unified Modeling Language |
usage dependency | Verwendungsbeziehung |
use case | Use-Case, Anwendungsfall |
use case diagram | Use-Case-Diagramm, Anwendungsfalldiagramm |
view | Sicht |
visibility | Sichtbarkeit |
wait state | Wartezustand |
(Stand: 2003-11-05)
Erläuterungen zur Tabelle
Der Auswahl der deutschen Begriffe liegen folgende grundsätzliche Überlegungen zugrunde: Nicht jeder Begriff muss mit Gewalt übersetzt werden. Einige davon werden als Fachbegriffe unübersetzt übernommen. Ein Beispiel ist „UML“, das als eingetragenes Warenzeichen erhalten bleibt. Ein weiteres Beispiel ist „Aggregation“, das wegen seiner großen Verbreitung inzwischen als eingedeutschter Begriff betrachtet werden kann.
Bei anderen Begriffen haben wir uns entschlossen, eine moderate deutsche Version zu verwenden, das heisst den amerikanischen Begriff nur deutsch auszusprechen bzw. zu schreiben. Die Begriffe könnten sicherlich durch Wörter mit komplett unterschiedlichem Wortstamm übersetzt werden, jedoch wäre der Zusammenhang zum Originalwort dann oft schwer herstellbar. Ein Beispiel dafür ist „multiplicity“, wofür einfach in deutsch „Multiplizität“ vorgeschlagen wird, obwohl man dieses Wort weder im alten noch im neuen Duden finden wird. Ein anderes Beispiel ist „Akteur“ als Übersetzung von „Actor“. In den meisten Wörterbüchern würdest du „Schauspieler“ finden, was in der UML wirklich nicht gemeint war.
Diese moderate Übersetzung soll auch den Umgang mit englischen Benutzeroberflächen von UML-Werkzeugen erleichtern, bzw. das Lesen von Originalliteratur.
Beispiele dafür sind „Abhängigkeit“ für „dependency“ oder „Zustandsdiagramm“ für „state chart diagram“. Allerdings waren wir bei der Frage, ob wir „swim lane“ wörtlich mit „Schwimmbahn“ übersetzen (die Analogie funktioniert schließlich auch im Deutschen), oder einen technischeren Begriff wie „Verantwortlichkeitsgrenzen“ verwenden, selber unschlüssig, weshalb wir auch hier beide Begriffe angeführt haben. Einige Begriffe, für die es treffende deutsche Wörter gibt, wurden voll übersetzt.
In manchen Fällen hat sich inzwischen auch die Situation eingestellt, dass im Deutschen sowohl der englische Originalbegriff als auch ein deutsches Synonym verwendet wird. Als Beispiel sei hier „use case“ genannt, das man auch im Deutschen als „Use-Case“ verwendet oder mit „Anwendungsfall“ übersetzt. Um Glaubenskriege zu vermeiden, haben wir in solchen Fällen beide im Deutschen üblichen Begriffe als mögliche Übersetzung definiert. Welche deutsche Bezeichnung verwendet wird, kann dann unter anderem vom Kontext abhängen: der eingedeutschte Begriff ist sicherlich internationaler, während der „übersetzte“ Begriff gegenüber deutschsprachigen Anwendern und Fachabteilungen sicher verständlicher ist.
Bei der Frage der Übersetzung von „instance“ haben wir uns allerdings gefragt, ob der eingedeutschte Begriff „Instanz“ verwendet werden soll. „Instanz“ hat sich neben „Klasseninstanz“, „Exemplar“ oder „Ausprägung“ als eine von vielen Übersetzungsmöglichkeiten etabliert. Es gibt hier also bereits ein objektorientiertes Begriffswirrwarr. Wir halten „Exemplar“ für die beste deutsche Übersetzung, weil aber auch „Instanz“ von vielen verwendet wird, haben wir auch diesen Begriff in die Liste aufgenommen. Darüber hinaus kann man in der Praxis natürlich häufig auch einfach das Wort „Objekt“ verwenden. Doch ist dies auch im Englischen möglich. Insofern ist „Objekt“ weniger eine Übersetzung für „instance“, sondern eher ein äquivalenter Begriff.
Bei der Diskussion der Begriffe hat sich erneut gezeigt, dass die Bedeutung einiger Begriffe mitunter nicht eindeutig klar ist. Selbst ein Blick in die Spezifikation von UML brachte hier keine Klarheit. Aus diesem Grund haben wir uns auch auf eine reine Übersetzung der Begriffe beschränkt und nicht noch eine Spalte für die Bedeutung der Begriffe eingeführt. Eine in den Übersetzungen implizit enthaltene Interpretation sollte aber erläutert werden: Wir haben den Oberbegriff „association“ mit „Assoziation“ oder „ungerichtete Assoziation“ übersetzt. Kommt in der Notation von Assoziationen die Richtung in Spiel, so schlagen wir „gerichtete Assozation“ und „bidirektionale Assoziation“ zur Klarstellung vor.